Gänsehaut-Garantie

Veronica Swift – „Veronica Swift“

von Frank Becker

Gänsehaut-Garantie
 
Lieblings- und Erinnerungsstücke aus Pop, Oper
American Songbook und Latin mit Veronica Swift
 
Allein die 38 Sekunden Scat, mit denen Veronica Swift in I Am What I Am von Jerry Herman ihr neues Album einleitet, wären es wert, die CD zu kaufen - und weitere folgen in diesem köstlichen Stück, das ja eigentlich durch vielfältigen Mißbrauch fürchterlich ausgelutscht ist, durch sie und Adam Klipple am Klavier aber völlig neu, barockswingend und jazzsprühend ist. Eine Verneigung vor Ward Swingle und Johann Sebastian Bach, ein Träumchen, eine Vokal-Sensation - so etwas haben vor ihr nur ganz wenige hinbekommen, Ella Fitzgerald gehört zu dieser Elite ebenso wie Anita O´Day, Caterina Valente, Inge Brandenburg und Amy Winehouse. Sie sehen schon hier: Veronica Swift ist ganz oben angekommen.
 
Jeder der folgenden Songs, überwiegend von Veronica Swift allein oder mit Partnern (David Mann, Randy Waldman, Austin Patterson) arrangiert, ist ein Juwel für sich. In Closer setzt sich ihr einzigartiger Scat fort, funky, voller Temperament und explosiver Energie, diesmal unterstützt vom Tenor-Sax Troy Roberts´ und Drummer Brian Viglione. Wie man aus einer Bigband-Nummer von Duke Ellington einen Blues zum Anbeten macht, zeigt Veronica Swift mitreißend in Do Nothing Till You Hear from Me. Chris Whiteman an der Gitarre sind dabei die Fußstapfen von John Lee Hooker, Stevie Ray Vaughan, Albert King und Gary Moore keineswegs zu groß.

Einem Medley aus Freddy Mercurys Hit The Show must go on, Ruggiero Leoncavallos Vesti la Giubba und Nat King Coles Laugh! Cool Clown im Lounge-Stil folgt seelenvoll eine orchestral groß angelegte und tief beeindruckende Version des All Time Hits I'm Always Chasing Rainbows, wie jeder Song stilistisch perfekt die Bandbreite dieser großartigen Sängerin präsentierend, die mit In the Moonlight Beethovens „Mondscheinsonate“ op. 27 Nr. 2  aufgreift und mit eigenem Text zu neuem Glanz in ganz anderem Licht bringt. Auch hier zaubert Chris Whiteman an der Gitarre. Giacomo Puccinis Perché Tarda la Luna aus seiner Grusel-Oper „Turandot“ dient Veronica Swift und Austin Patterson als veritable Vorlage für ein Duett mit brasilianischem Bossa-Touch – brillant.
Je veux vivre aus Gounods Oper „Romeo und Julia“ bekommt per Gitarre (Samson Schmitt), Violine (Antoine Silverman) und Akkordeon (Ludovic Bier) die Aura des Hot Club de France – und auch hier mit einem (diesmal Musette-) Scat der umwerfenden Sängerin. Antonio Carlos Jobims schwungvollem Hit Chega de Saudade nimmt sie den Bossa-Rhythmus und macht ihn mit Mezzo zu einer Ballade, in brasilianischem Portugiesisch, notabene.

Dann ein zweiter Queen-Hit, Brian Mays Keep Yourself Alive, mit Chris Whiteman (g) und großer Besetzung (u.a. Adam Klipple an der Orgel) und Chor – eine herrliche Hymne ans Leben. Danach schließt folgerichtig der Broadway-Song Don't Rain On My Parade von Jules Styne als überbordende Rock-Nummer mit tollen Soli und einer völlig anderen Sängerin, nein, natürlich der selben, dieses phantastische Album ab.
Und jetzt? Gleich noch mal auflegen, man kann jedes Stück dieser einzigartigen Palette des musikalischen Könnens von Veronica Swift nicht oft genug hören. Das ist – klare Sache – unser Album des Monats und bekommt unser höchstes Prädikat, den Musenkuß* mit Sternchen. Ab 15.9.2023 in den Läden – vorbestellen!
 
Veronica Swift – „Veronica Swift“
© 2023 Mack Avenue (CD)
Veronica Swift (voc) - Adam Klipple (p, keys, org) - Philip Norris (e-bass) - Alex Claffy (b) - Chris Whiteman(g) - Brian Viglione (dr, rhythm guitar, gang voc) - James Sarno (tp) - Troy Roberts (ts) - David Leon (bs)
Mit: Mariano Aponte (gang vocals), Benny Benack III (trumpet), Ludovic Bier (accordion), Pierre Blanchard (violin), Carolynne Framil (background vocals), Antonio Licusati (upright bass), Felix Maldonado (electric bass), David Mann (woodwinds, digital orchestration), Javier Nero (trombone), Austin Patterson (vocals), Luisito Quintero (percussion), Samson Schmitt (guitar), Antoine Silverman (violins, violas), Randy Waldman (piano)
 
Titel:
1. I Am What I Am - 2. Closer - 3. Do Nothing Till You Hear from Me - 4. The Show Must Go On - 5. I'm Always Chasing Rainbows – 6. In the Moonlight - 7. Severed Heads - 8. Je Veux Vivre - 9. Chega de Saudade - 10. Keep Yourself Alive - 11. Don't Rain On My Parade  
Gesamtzeit: 48:03